Mittwoch, 20. April 2016

...in der heutigen Session brühe ich das letzte Stück von einem "Yiwu 2009" der freudlicherweise
zur Verkostung bereit gestellt wurde.





Mit dem 50g Stück war genug Blatt vorhanden, um verschiedene Dosierungen in
unterschiedlichen Gefäßen ausprobieren zu können. Um dem Tee ein letztes Mal auf
den Zahn zu fühlen gibt es heute 8g in einer 200ml Yixing. Die hohe Brenntemperatur der
Kanne und die für meine Verhältnisse hohe Dosierung sollen ein letztes Mal den
Tee in einem breiteren Spektrum zeigen.

Schon der erste Aufguss ist sehr voll und geschmeidig. Sehr süß, wohlschmeckend
und schmeichelnd. Bisher keine Spur von Adstringenz oder harschen Tönen, die ersten
Jahre haben dem Tee definitiv gut getan. Ein sehr harmonisches Geschmacksbild.

Es ist tatsächlich immer schwer zu sagen, inwieweit die Angaben zu einem entsprechenden
Tee wirklich authentisch sind. Mit "Yiwu" schmücken sich schon viele Angebote, wenn
dann noch "Gushu" und "old arbor" dazu kommt, sollte man schon etwas kritischer hin
schauen. Glücklicherweise stapelt der Händler eher etwas tiefer und preist den Tee als gut zu trinkenden pu an.

Das trockene Blatt lässt allerdings den Schluß zu, dass die Flückung schon
sehr gezielt von statten ging: sehr viele längere Blätter, teilweise noch mit Stiel und insgesamt
sehr gleichmäßig. Handverlesen ist schon eine sehr hohe Gradierung, aber mit viel Liebe ist das
Teechen allemal produziert worden.




Warum schon wieder einen Stove benutzen? Es dauert schon gut eine halbe Stunde, bis der
erste Aufguss in der Tasse ist. Wasser nachgefüllt, Kessel wieder auf die Kohlen, dauert
es mit Sicherheit wieder gut 15min, bis sich die gewünschte Temperatur einstellt.

Schrecklich aufwändig und zeitintensiv!

Aber gerade diese Wartzeit steigert die Wahrnehmung der einzelnen Tasse ungemein. In
dieser Zeit hätte man locker 3-5 schnelle Aufgüsse zubereiten können, der Durst wäre
gestillt. Sich der Faszination pu´erh zu nähren, die verschiedenen Nuancen entdecken
zu wollen, dazu gehört auch die entsprechende Zeit und Geduld.

(...eitler Narr, was willst Du lehren, wo Du doch selbst Lehre nötig hast!)

Vielleicht ist gerade das die Herausforderung im Zubereiten von Tee: die verschiedenen
Komponenten zu verbinden. Tasse, Kanne, Tee für die jeweilige Situation zu wählen
und in Einklang zu bringen.


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