Montag, 25. April 2016

...verkostet wird gerade ein alter und seltener LiuAn-Tee.


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Eines der ungewöhnlichsten Geschmackserlebnisse die ich im Bereich gelagerte Tees bisher
hatte. Man lebt ja oft im Glauben, alte, gelagerte Tees müssen gut schmecken, ein Tee kann
nur gewinnen, wird immer besser mit dem Alter. Auch wenn sich das schon bestätigt hat, gibt
es immer wieder Ausnahmen, die den Anspruch "gelagert ist besser" widerlegen, bzw. auf
kritische Weise hinterfragen.

Dieser LiuAn fällt eindeutig in die letzte Kategorie: als ungeübter Teetrinker müssen einem
die ersten Aromen einfach unangenehm auffallen, einem Erfahrenen auch! Kein Tee stellt
derart hohe Ansprüche an eine korrekte Zubereitung, gibt sich launenhafter über mehrere
Sessions und ist schwerer zu reproduzieren, wenn man meint, eine gute Möglichkeit der
Zubereitung gefunden zu haben.

Die ersten Eindrücke stellen das Geschmacksorgan "Zunge" auf eine harte Probe: bittere
und unangenehme Geschmäcker werden meist als "giftig" oder "ungenießbar" eingestuft
und der direkt Reflex ist oft "raus damit". Eine Reaktion, die durchaus auch in diesem Fall
vorkommen könnte.

Worin also liegt die Faszination verborgen, was wird von Liebhabern in dieser Gattung Tee
geschätzt? Gemeinhin gibt es die Aussage, dass gelagerte Produkte von einer Reife über einen
längeren Zeitraum profitieren können. Es bilden sich spezielle Aromen, das Geschmacksbild
wird über die Zeit voller und tiefer, der Genuss (kann) zunehmen.

Hat man den ersten Schritt gemacht, sich nicht von dem ersten ungewohnten Eindruck
abschrecken lassen, sollte man etwas genauer hin schmecken, denn es gibt einiges zu entdecken.

Dieser spezielle Tee besteht aus sehr feinen Knospen, bzw. auch Blattspitzen, die bei der
Produktion gezielt beschnitten werden und dann in kleine Bambuskörbe gepackt werden.
Diese feinen Knospen und Blattteile bergen jede Menge Substanz und Inhaltsstoffe, die oft
etwas streng erscheinen, aber auch sehr intensive Geschmäcker abgeben.






Die ersten Eindrücke gehen in Richtung Kaffee und Kakao, unverarbeitete Bohnen,
Blattsaft, als würde man auf Kräutern und Blättern rum beißen. Die Aromen sind sehr
konzentriert, vielschichtig, wechseln in schnellen Eindrücken. Nach einem kleinen Schluck,
hier wird die Notwendigkeit der sehr (!) kleinen Tassen bei der "GongFuCha" deutlich, denn
es verbleibt ein sehr intensiver Nachgeschmack zurück, der über viele Minuten anhält.

Wenn die Blätter die ersten schweren Tropfen abgegeben haben, wird der Aufguss
bekömmlicher, etwas feiner und eleganter. Es bildet sich ein sehr leichter Körper,
der Gesamteindruck wird cremiger, von der Textur her fast wie Wachs, mit feinen Holznoten.

Während die ersten Aufgüsse sehr schnell abgegossen werden sollten, kann man später
mit längeren Ziehzeiten arbeiten, was dem Tee gut tut.

Interessant wäre es, wie sich das alles entwickelt, wenn man weniger Blatt in einer
größeren Kanne zubereitet und sich die harschen Noten besser verteilen können.
Muss ich die Tage mal ausprobieren, dass Ergebnis kommt dann in einen kleinen Post.

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